FILMPREISE DER DIAGONALE 2019

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FILMPREISE DER DIAGONALE 2019


Gestern Abend wurden im Rahmen der Diagonale-Preisverleihung im Orpheum Graz Österreichs höchstdotierte Filmpreise vergeben. Insgesamt wurden bei der Diagonale’19 Preise im Wert von mehr als € 185.000 an Filmschaffende verliehen. Besonderer Dank gilt dem Land Steiermark für die Dotierung der beiden Großen Diagonale-Preise, der VdFS – Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden sowie The Grand Post als größtem Sachpreisstifter.
Die Preisverleihung fand am 23. März 2019 um 19.30 Uhr im Orpheum Graz statt. Geladene Veranstaltung in Kooperation mit Energie Steiermark und der VdFS.

Alle Preisträger/innen erhalten ein Kunstwerk, entworfen und umgesetzt von Anna Paul. Mit Unterstützung von legero united – the shoemakers | Initiator of con-tempus.eu.

„Die Aufgabe eines Festivals ist es, Öffentlichkeit für Filme zu schaffen. Es geht aber auch darum, eine differenzierte Wahrnehmung der vielen mit der Produktion von Filmen verbundenen Kreativleistungen zu gewährleisten. Preise schaffen Aufmerksamkeit für Filme und ihre Macher/innen. Zudem sind sie Ausdruck der Wertschätzung dieser Leistungen.

Großer Diagonale-Preis des Landes Steiermark

Bester österreichischer Spielfilm:
Sara Fattahi für Chaos

€ 15.000, gestiftet vom Land Steiermark/Kultur

sowie ein Gutschein über
€ 4.000, gestiftet von The Grand Post – Audio & Picture Post Production

sowie ein Gutschein über
€ 2.000, gestiftet von Mischief Films – Filmdatensicherung

Chaos © Little Magnet Films

Die Begründung der Jury:
„Erinnerungen suchen nach einer Stimme und finden sie in einem Film, der gleichzeitig Prozess und Wahrnehmung ist. Dieser Film zeigt sein Potenzial mit einer Offenheit, die uns im Fühlen und Verstehen tief berührt – das Chaos mit allen Sinnen erfahrbar macht.“

Das Preisgeld erhält der/die Regisseur/in des Films, den Gutschein die Produktionsfirma des Films. In die Auswahl für den Großen Diagonale-Preis/Spielfilm kommen alle österreichischen Kinospielfilme*, die im Programm der Diagonale’19 präsentiert werden.

Jury Spielfilm:
Patric Chiha (Filmemacher, AT)
Gesa Jäger (Filmeditorin, DE)
Eva Sangiorgi (Direktorin Viennale, AT/IT)

Großer Diagonale-Preis des Landes Steiermark

Bester österreichischer Dokumentarfilm:
Nathalie Borgers für The Remains – Nach der Odyssee

€15.000, gestiftet vom Land Steiermark/Kultur

sowie ein Gutschein über
€ 4.000, gestiftet von The Grand Post – Audio & Picture Post Production

sowie ein Gutschein über
€ 2.000, gestiftet von Mischief Films – Filmdatensicherung

The Remains © Thimfilm Navigator Film

Die Begründung der Jury:
„Nathalie Borgers greift in The Remains – Nach der Odyssee ein zentrales Thema auf – das Recht auf die Beerdigung eines Angehörigen. Der Film schildert eindrücklich und kinematographisch überzeugend den Schmerz einer Familie vor dem Hintergrund einer der größten humanitären Katastrophen der Gegenwart. Die Regisseurin lässt uns ganz nah an eine Flüchtlingsfamilie herankommen und vermittelt uns deren schier unfassbaren Schmerz.“

Das Preisgeld erhält der/die Regisseur/in des Films, den Gutschein die Produktionsfirma des Films. In die Auswahl für den Großen Diagonale-Preis/Spielfilm kommen alle österreichischen Kinodokumentarfilme*, die im Programm der Diagonale’19 präsentiert werden.

Jury Dokumentarfilm:
Philipp Jedicke (Filmemacher, DE)
Jurij Meden (Kurator Österreichisches Filmmuseum, SI)
Seraina Rohrer (Direktorin Solothurner Filmtage, Kuratorin, CH)

* Als österr. Film gilt gemäß den Statuten der Diagonale ein Film, dessen Regisseur/in österreichische/r Staatsbürger/in ist bzw. in Österreich lebt und/oder der von einer österreichischen Produktionsfirma (bei Koproduktionen: Mehrheitsanteil österr. Finanzierung) produziert wurde. Vom Wettbewerb ausgenommen sind nur mit österr. Minderheitsbeteiligung hergestellte Filme von Regisseur/innen, die nicht in Österreich leben bzw. die nicht die österr. Staatsbürgerschaft innehaben, sowie Fernsehproduktionen, die nicht auf eine Kinoauswertung abzielen.

Diagonale-Preis Innovatives Kino der Stadt Graz

Bester innovativer Film, Experimental- oder Animationsfilm:
Jennifer Mattes für Wreckage takes a holiday

€ 6.000, gestiftet vom Kulturressort der Stadt Graz sowie ein Gutschein über

€ 3.000, gestiftet von Golden Girls Filmproduktion und

€ 1.000, gestiftet von AVbaby Mediastudios – Produktion und Postproduktion

Die Begründung der Jury:
„One’s first impression of this unique film is that it is weird and humorous – weird in the sense that it pulls together unexpected elements in a truly surreal manner. Viral YouTube films, seemingly throw away found footage and pop culture memes are woven together in a cinematic tapestry with newsreel footage and clips from classic cinema. But the surreality and humor should not be mistaken for a lack of intellectual rigor. The second impression one gets is that this is a genuinely experimental film – experimental in form, in materiality, in complexity of narrative, in the skillful editing and combination of found footage, performance, and digital manipulation. “

Das Preisgeld erhält der/die Regisseur/in des Films, den Gutschein die Produktionsfirma des Films. In die Auswahl für den Preis Innovatives Kino kommen alle österreichischen Experimental-, Animations- oder innovativen Kurzfilme*, die im Programm der Diagonale’19 präsentiert werden.

Jury Innovatives Kino:
Cornelis van Almsick (Galerist, AT/DE)
John Doran (Writer, editor The Quietus, UK)
Shai Heredia(Filmmaker, curator Experimenta India, IN)

Diagonale-Preis Kurzspielfilm

Bester Kurzspielfilm:
Raphaela Schmid für ENE MENE

€ 2.500, gestiftet von AUSSEN/NACHT sowie ein Gutschein über

€ 3.000, gestiftet von The Grand Post – Audio & Picture Post Production sowie eine Einladung zum „Meet the Austrian Young Talents“-Event bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes – gestiftet von der AUSTRIAN Film Commissions & Funds und dem Österreichischen Kulturforum Paris

ENE MENE © Simone Hart

Die Begründung der Jury:
„Mit dem Preis für den besten Kurzspielfilm möchten wir einen Film auszeichnen, der zeigt, dass der Tod sprachlos macht. Ohne Pathos und Melodramatik werden die großen Themen des Lebens verhandelt: Es wird getrauert, aber nicht geweint. Es wird wenig gesprochen, aber viel erzählt. Mit vielen Details und zurückhaltender Bildsprache illustriert der Film die schwierige Aufgabe, nach dem Tod eines Kindes weiterleben zu müssen. […]“

Das Preisgeld erhält der/die Regisseur/in des Films. In die Auswahl für den Preis Kurzspielfilm kommen alle österreichischen Kurzspielfilme* der Diagonale’19 mit einer Länge bis zu 65 Minuten.

Jury Kurzspielfilm:
Peter Fässlacher (Sendungsverantwortlicher und Moderator Kultur Heute, ORF III)
Alexandra Gramatke (Geschäftsführerin KurzFilmAgentur Hamburg, DE)
Wouter Jansen (Festival distributor, Some Shorts, NL)
Patrick Zwerger (Moderator Kultur Heute, ORF III)

Diagonale-Preis Kurzdokumentarfilm
der Diözese Graz-Seckau

Bester Kurzdokumentarfilm:
Johannes Gierlinger für Remapping the origins

€ 4.000, gestiftet von der Diözese Graz-Seckau / KULTUM – Kulturzentrum bei den Minoriten

Remapping the origins © Johannes Gierlinger

Die Begründung der Jury:
„’Glücklich das Volk, dessen Geschichte langweilig ist‘, heißt es gegen Ende des Films. In der einst multikulturellen Stadt Białystok spiegelt sich der politische Wandel Polens wider. Von der ehemaligen ethnischen Vielfalt ist heutzutage nur noch wenig zu sehen. Umso deutlicher der erstarkte Rechtsruck der letzten Jahre. Flanierend begibt sich der Regisseur auf eine Spurensuche nach dem Umgang mit Geschichte und Erinnerung. Flüchtige Interviews auf der Straße, Zufallsbekanntschaften, ein Theaterstück über die jüdische Vergangenheit – all die Ambivalenzen der Stadt tragen zu einer Neuordnung der Bilder bei. Mit einem wachen Blick montiert der Autor gekonnt das Ausgelassene, das Brüchige, das Vergangene. Ein essayistisches Bilder-Werk, angetrieben von der Fragestellung, wie wir Geschichte beeinflussen und Geschichte uns beeinflusst.“

Das Preisgeld erhält der/die Regisseur/in des Films. In die Auswahl für den Preis Kurzdokumentarfilm kommen alle österreichischen Kurzdokumentarfilme* der Diagonale’19 mit einer Länge bis zu 65 Minuten.

Jury Kurzdokumentarfilm:
Andreas Jennewein (Filmkritiker, SIGNIS-Interfilm)
Werner Salzger BEd, Prof. (Bibliothekar und Professor, KPH Graz)
Kristina Schranz (Filmregisseurin, AT)

Diagonale-Preis der Jugendjury des Landes Steiermark

Bester Nachwuchsfilm:
Nicolas Pindeus für Zufall & Notwendigkeit

€ 4.000, gestiftet vom Land Steiermark/Jugend

Zufall & Notwendigkeit © Lukas Allmaier

Die Begründung der Jury:
„Verlust, Einsamkeit und Verwirrung treffen aufeinander und erzeugen einen inneren Konflikt, welcher den jungen Franz in seinem Leben einschränkt. Schritt für Schritt und durch vorerst unauffällige Details, erfährt das Publikum, was die Ursachen seiner Verschlossenheit sind. Durch eindrucksvolle Großaufnahmen und sensibel ausgewählte Bilder bekommt man einen Eindruck seiner Verletzlichkeit. Dies löst bei uns Emotionen aus, wie es wohl nur ein Film vermag. Der bewusste Einsatz der Farben und der Musik unterstreicht einen Teil seiner Identität, die ihm aber auch keine Sicherheit zu geben scheint, dem Film jedoch zusätzlich eine besondere Atmosphäre verleiht. Das Format des Kurzspielfilmes hat seine Limitationen, dennoch ist es dem Regisseur gelungen einen Film zu schaffen, der uns in seiner Vielschichtigkeit begeistert hat. Ähnlich wie Franz im Film standen wir vor schwerwiegenden Entscheidungen und wir haben uns diese nicht leicht gemacht.“

Das Preisgeld erhält der/die Regisseur/in des Films. In die Auswahl für den Preis kommen alle bei der Diagonale’19 gezeigten österreichischen Filme von jungen Regisseur/innen (Geburtsjahr ab einschließlich 1989).

Jugendjury:
Valentin Frass
 (BORG Birkfeld, AT)
Juli Hanusch (Modellschule Graz, AT)
Teresa Lormann (BG Seebacher, AT)
Katharina Praßl (BG Seebacher, AT)
Moritz Riegler (BRG Petersgasse, AT)

Fünf Jugendliche, ausgewählt während eines Filmseminars von Heidelinde Neuburger und Steve Csacsinovits. Initiiert und organisiert vom Verein “Kulturvermittlung Steiermark – Kunstpädagogisches Institut Graz” (Idee: Max Aufischer, Organisation: Luise Grinschg

Diagonale-Preis Bildgestaltung
des Verbandes Österreichischer Kameraleute AAC

Das Preisgeld erhält der Kameramann/die Kamerafrau des jeweiligen Films. In die Auswahl für die beste Bildgestaltung kommen alle abendfüllenden österreichischen Spiel- und Dokumentarfilme der Diagonale’18.

Beste Bildgestaltung Spielfilm:
Klemens Hufnagl für Bewegungen eines nahen Bergs

€ 3.000, gestiftet von der VdFS — Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden

Bewegungen eines nahen Bergs © Mischief Films, Panama Film

Begründung der Jury:
„Ein Mann, ein Raum. Wir sehen fast nur das, einen Mann in einem Raum. Und doch – durch den zärtlichen Blick, die behutsame Distanz, die ruhige Faszination – ist die ganze Welt in diesem Mann und in diesem Raum.“

Jury Spielfilm:
Patric Chiha (Filmemacher, AT)
Gesa Jäger (Filmeditorin, DE)
Eva Sangiorgi (Direktorin Viennale, AT/IT)

Beste Bildgestaltung Dokumentarfilm:
Christiana Perschon für Sie ist der andere Blick

€ 3.000, gestiftet von der VdFS — Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden

Sie ist der andere Blick © Christiana Perschon

Begründung der Jury:
„Christiana Perschon nähert sich den Künstlerinnen und deren Werken mit bis ins letzte Detail durchkomponierten Bildern. Mit ihrer Kamera lenkt sie unseren Blick auf die Essenz der Werke und macht diese erlebbar. Ihr gelingt es, sehr unterschiedliche künstlerische Ausdrucksweisen in einem eigenen künstlerischen Ausdruck zu vereinen und schafft dadurch ein Kunstwerk mit großer Strahlkraft.“

Jury Dokumentarfilm:
Philipp Jedicke (Filmemacher, DE)
Jurij Meden (Kurator Österreichisches Filmmuseum, SI)
Seraina Rohrer (Direktorin Solothurner Filmtage, Kuratorin, CH)

Preis außergewöhnliche Produktionsleistungen
der VAM – Verwertungsgesellschaft für audiovisuelle Medien GmbH

Außergewöhnliche Produktionsleistungen im Bereich Film:
ex aequo
Mona Film für Womit haben wir das verdient?
Planet Watch Film and Video Productions für Manaslu – Berg der Seelen

€ 20.000, gestiftet und vergeben von der VAM – Verwertungsgesellschaft für audiovisuelle Medien GmbH

Womit haben wir das verdient © Mona Film

Der Preis wird an jene/n Produzent/in oder Produktionsfirma vergeben, der/die 2019 auf dem Gebiet der Produktion besonders Außergewöhnliches geleistet hat.

Franz-Grabner-Preis 2019

Im Rahmen der 22. Diagonale in Graz wurde der mit je € 5.000 dotierte Franz-Grabner-Preis in den Kategorien Kinodokumentarfilm und Fernsehdokumentarfilm verliehen. Prämiert wird ein im ethischen und moralischen Sinne verantwortungsvoller und glaubwürdiger Umgang der Filmschaffenden mit ihrem Medium.

Die Festrede anlässlich der Preisverleihung im Hotel Wiesler, Salon Frühling hielt die Journalistin Sibylle Hamann.

Franz-Grabner-Preis für den besten Kinodokumentarfilm 2019:
Waldheims Walzer von Ruth Beckermann

€ 5.000, gestiftet von AAFP, Film Austria und ORF

Waldheims Walzer © Ruth Beckermann

Jurybegründung:
„Aus dem Vertrauen in die Kraft des Kinos entstand ein Filmessay, das sich mit Fakten nicht zufrieden gibt, sondern die widerstreitenden Kräfte einer Gesellschaft spürbar machen will. Historische und persönliche Wahrheiten werden gegeneinander in Stellung gebracht und die Realität entlarvt sich in ihren extremsten Formen selbst. Das aufmerksame Betrachten wird zu einem scharfsinnigen Akt der Kritik. Die Regisseurin besitzt die Courage, sich aus ihrer filmischen Ungleichung nicht herauszunehmen und positioniert sich im Widerstreit um das politische Gesicht ihres Landes unmissverständlich auf der Seite Demonstrierender. Mit ihrer Kamera steht Ruth Beckermann seit Jahrzehnten für ein österreichisches Kino, das nicht an der Seite verharrt, sondern sich mitten aufs politische Terrain begibt.“ Mit diesen Worten begründete die internationale Jury ihre Entscheidung.

Weiters waren nominiert:
Bruder Jakob, schläfst du noch? von Stefan Bohun
Zu ebener Erde von Birgit Bergmann, Steffi Franz und Oliver Werani

Franz-Grabner-Preis für den besten Fernsehdokumentarfilm:
Leben für den Tod – Menschen am Zentralfriedhof von Karin Berghammer und Krisztina Kerekes

€ 5.000, gestiftet von AAFP, Film Austria und ORF

Leben für den Tod – Menschen am Zentralfriedhof © ORF/Karin Berghammer

„Die Filmemacherinnen Karin Berghammer und Krisztina Kerekes filmen ihre Ballade vom Leben und Tod, indem sie über das Personal erzählen, die Nebenfiguren, die fast unsichtbar ihr Tagwerk verrichten – auf einem der größten Friedhöfe Europas. Sie beobachten, sie lassen erzählen, sie behalten die Ruhe. Und so verliert man sich in diesen kleinen Erzählungen übers Sterben, über ‚Versenkungsapparate‘ und über Honig vom Friedhof. Und das ist gut so, weil es – das Sterben – damit normal wird. Leben für den Tod – Menschen am Zentralfriedhof ist ein Gespräch über Tod, ohne viel zu quasseln, viel mehr, um zu beobachten, zu schauen, zu verstehen. Ein Ort, an dem Menschen nie Vergangenheit werden. Eine kleine Lücke in der Zeit. Noch nie wurde die letzte Ehrenrunde unserer Verstorbenen so frech, so schön erzählt. Großes Handwerk.“ Das konstatierte die Jury in ihrer Begründung.

Weiters waren nominiert:
Frauenbilder – Gegenbilder von Barbara Weissenbeck
Nie genug – Der Körperkult in den sozialen Medien von Jennifer Rezny

Thomas Pluch Drehbuchpreise 2019

© Diagonale/Miriam Raneburger

Thomas Pluch Drehbuchpreis:
Murer – Anatomie eines Prozesses – Drehbuch von Christian Frosch

für das beste Drehbuch eines abendfüllenden Kinospielfilms oder eines abendfüllenden Fernsehfilms (ab 70 Minuten)

€ 12.000, gestiftet vom Bundeskanzleramt Kunst und Kultur

Jurybegründung:
“Eine unglaublich dicht erzählte Geschichte, die in jedem Satz, jedem Dialog, jeder Beschreibung das Unfassbare nüchtern seziert. Es entfächert sich beim Lesen das ungeschönte Geflecht einer Gesellschaft und wie sie mit ihren Tätern umgeht oder eben nicht. Murer – Anatomie eines Prozesses von Christian Frosch ist ein Drehbuch, das empört und fassungslos macht, weil es in immer neuen, überraschend grausamen Wendungen die Tatsache einer unglaublichen Schuld erzählt, die durch die Banalität des Bösen schlicht ignoriert wird. Der historische Stoff hat in Zeiten von alternative facts und Rechtspopulismus nichts an Aktualität eingebüßt. Gerade im Zusammenspiel des großen Ensembles an Figuren und ihrer messerscharfen Dialoge wird das Ausmaß an Denunziation, Manipulation und Einschüchterung deutlich. Menschlichkeit und Gerechtigkeit werden brutal übergangen und ausgemerzt.”

Thomas Pluch Spezialpreis der Jury:
NEVRLAND – Drehbuch von Gregor Schmidinger

für ein Drehbuch eines abendfüllenden Kinospielfilms oder eines abendfüllenden Fernsehfilms mit besonders herausragend behandelten Aspekten (70 Minuten)

€ 7.000, gestiftet vom Bundeskanzleramt Kunst und Kultur

Jurybegründung:
“Sofort tauchen wir mit der Hauptfigur in die dichte und fließende Erzählung einer einsamen Seele ein, die mit unergründlichen Ängsten konfrontiert ist. Eine Generation verloren in Zeit und Raum von immer verfügbarem Onlinesex, heillos überfordert von der Brutalität der realen Welt und der Zärtlichkeit physischer Nähe. Der Thomas Pluch Spezialpreis geht an Nevrland. Gregor Schmidinger erzählt handwerklich virtuos und in visuell starken Bildern die Geschichte des 17-jährigen Jakob, der mit plötzlich auftretenden Panikattacken zu kämpfen hat und zwischen einer surrealen, virtuellen und der realen Welt hin und her geworfen wird. Virtueller Camsex, Dark Room Clubbing, eine entfremdete Männerwelt in der Familie und im Job des Schlachthofs stehen im starken Gegensatz zur Verletzlichkeit der Hauptfigur auf der Suche nach Nähe.”

Thomas Pluch Preis:
Die Schwingen des Geistes – Drehbuch von Albert Meisl

für kurze oder mittellange Kinospielfilme für das beste Drehbuch eines Kinospielfilms mit einer Mindestlänge von 20 bis max. 70 Minuten

€ 3.000, gestiftet vom Bundeskanzleramt Kunst und Kultur

Jurybegründung:
Es bereitet einem ein riesiges Vergnügen zu verfolgen, wie der Autor sein liebenswürdig-verbohrtes, in Musik vernarrtes Personal mit hintersinniger Lust in immer abstrus-ausweglosere Situationen treibt, um es über den Höhepunkt einer „Karriere-relevanten“ Verwechslung zumindest kurzfristig zu erlösen, zurück an den Start sozusagen, in die nächste folgenreiche Verstrickung. Das Buch ist voll von banal großartig grotesken Momenten, die mit herrlich absurden Dialogen zu einem herzhaften Lachen verführen. Wir nehmen einen beglückenden Ideenreichtum in der Selbstbeschränkung wahr, im Kreisen um die immer gleichen, vermeintlich kleinen Themen der Sammel- und Musikleidenschaft und der Bewältigung des Alltags. Die Prekariatskomödie ist nicht nur ein großer Lesegenuss, sondern auch eine perfekte Nutzung von Format und Genre: Inhalt, Ton und Form gehen hier wunderbar Hand in Hand.”

Jury für den Thomas Pluch Preis für kurze oder mittellange Kino-Spielfilme den Hauptpreis: Petra Ladinigg (Drehbuchautorin, AT), Valentin Hitz (Drehbuchautor, Regisseur, AT), Evi Romen (Editorin, Drehbuchautorin, AT)

Jury für den Thomas Pluch Hauptpreis und den Thomas Pluch Spezialpreis der Jury: Martina Haubrich (Produzentin, DE), Hüseyin Tabak (Filmregisseur, Drehbuchautor, DE), Eva Vitija (Drehbuchautorin, Filmregisseurin, CH)

Die nationale Jury nominiert aus allen Einreichungen fünf Drehbücher, aus denen die internationale Jury den Hauptpreis und den Spezialpreis vergibt. Der Kurzfilmpreis wird von der nationalen Jury ausgewählt.

Carl Mayer-Drehbuchpreise 2019

© Diagonale/Miriam Raneburger

Hauptpreis: „Der Tag, an dem der Regen kam“ – Treatment von Jessica Lind

€ 15.000

Jurybegründung:
“Die zweijährige Lea läuft von zu Hause weg und ertrinkt in einem Bach. Ihre Mutter Hannah findet sich damit ab. Gleichzeitig entdeckt Sarah, ihre jüngere Schwester, dass sie schwanger ist. Hannah unterstützt eine Abtreibung, Sarah behält aber das Kind. Hannah bleibt allein, Jahre später kommt es zur Konfrontation mit ihrer Nichte. Der Autorin/dem Autor gelingt es, aus einem atmosphärisch dicht gestalteten Mikrokosmos große Themen unaufgeregt zu beschreiben.”
 

Förderungspreis: „Full House“ – Treatment von Ulrike Kofler

€ 7.500

Jurybegründung:
“Die neunjährige Gina tut alles, um das Familienleben aufrecht zu erhalten. Sie sorgt für ihre jüngeren Brüder, ihre Mutter trinkt, ist wieder schwanger und steht unter Kontrolle des Sozialamts. Als das Neugeborene einer Pflegefamilie zugewiesen wird, verlässt Gina die Kraft. Trotzdem gibt sie nicht auf. Neue Möglichkeiten zeichnen sich ab. Der Jury gefällt vor allem die sensible und authentische Schilderung aus der Perspektive der Neunjährigen.”

Schauspielpreise

Diagonale-Schauspielpreis für einen bemerkenswerten Auftritt einer österreichischen Schauspielerin in einem Wettbewerbsfilm der Diagonale’19

Joy Alphonsus für JOY

€ 3.000, gestiftet von der VdFS – Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden

© Diagonale/Miriam Raneburger

Jury Schauspielpreis:
Ute Baumhackl (Ressortleiterin Kultur & Medien, Kleine Zeitung, AT)
Veronika Franz (Drehbuchautorin und Filmregisseurin)
Christian Konrad (Ressortleiter Film, ORF, AT)
Johanna Orsini-Rosenberg (Theater-, Film und Fernsehschauspielerin)
Simon Schwarz (Schauspieler)

Diagonale-Schauspielpreis für einen bemerkenswerten Auftritt eines österreichischen Schauspielers in einem Wettbewerbsfilm der Diagonale’19

Simon Frühwirth für NEVRLAND

€ 3.000, gestiftet von der VdFS – Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden

© Diagonale/Miriam Raneburger 

Jury Schauspielpreis:
Ute Baumhackl (Ressortleiterin Kultur & Medien, Kleine Zeitung, AT)
Veronika Franz (Drehbuchautorin und Filmregisseurin)
Christian Konrad (Ressortleiter Film, ORF, AT)
Johanna Orsini-Rosenberg (Theater-, Film und Fernsehschauspielerin)
Simon Schwarz (Schauspieler)

Großer Diagonale-Schauspielpreis’19

für Verdienste um die österreichische Filmkultur

Birgit Minichmayr

Birgit Minichmayr © Thomas Dashuber

Im Rahmen der Festivaleröffnung am 19. März vergibt die Diagonale’19 bereits zum zwölften Mal den Großen Diagonale-Schauspielpreis für Verdienste um die österreichische Filmkultur.

Die Diagonale freut sich bekanntzugeben, dass diese Auszeichnung heuer an die fortwährend fulminant agierende Birgit Minichmayr geht. Die Theater-, Film- und Fernsehschauspielerin wird den Preis – ein Kunstwerk gestaltet von Ashley Hans Scheirl – in Graz persönlich entgegennehmen.

„Ich bin eine sehr körperliche Schauspielerin. Das sagt man so und das empfinde ich auch so. Wenn ich noch in 20 Jahren eine gewisse Sexyness auf der Bühne habe, dann finde ich das nicht schlimm, sondern total in Ordnung, solange das in Zusammenhang mit meinen Rollen bleibt“, stellte Birgit Minichmayr unlängst in jenem vielzitierten Interview mit dem Magazin Fleisch fest, das beinahe beiläufig mit der Ankündigung ihrer Rückkehr ans Wiener Burgtheater schloss. Die international gefragte Minichmayr gilt nicht bloß unter Kritiker/innen als Konstante, die durch ihr intensives Spiel, ihre gewinnende Aura und ihre unablässige Fokussiertheit mitzureißen vermag. Nicht ohne Grund wird ihr seit jeher das Label „Urgewalt“ umgehängt – eine Zuschreibung, die sich positiv verstanden in mannigfaltigen Auszeichnungen für ihre herausragenden schauspielerischen Leistungen ausdrückt.

Wir freuen uns, Birgit Minichmayr für dieses beständige Wirken auf höchstem Niveau und ihr immerzu präzises und unvergleichlich virtuos-nahbares Spiel zehn Jahre nach der Würdigung für den besten Aufritt in einem Wettbewerbsfilm der Diagonale nun auch mit dem Großen Diagonale-Schauspielpreis für Verdienste um die österreichische Filmkultur auszuzeichnen: „Birgit Minichmayr zieht einen sofort in ihren Bann – man kann den Blick nicht von ihr lassen, so außergewöhnlich ist ihre Kraft. Mit ihrem Spiel, mit ihrer Präsenz hat sie österreichischen genauso wie internationalen Produktionen zu unvergleichlicher Intensität verholfen. Eine starke Schauspielerin und Persönlichkeit, die zu beehren es uns ein Vergnügen ist“, so die Jury in einem ersten Statement zum Großen Diagonale-Schauspielpreis 2019.

Der Große Diagonale-Schauspielpreis ist für Minichmayr bereits die zweite Würdigung im Rahmen des Festivals des österreichischen Films. 2009 wurde die Ausnahmeschauspielerin für ihre feinsinnig-nuancierte Darstellung in Der Knochenmann (R: Wolfgang Murnberger, AT 2008) mit dem Diagonale-Schauspielpreis bedacht: „Diese Schauspielerin verwandelt sich in eine Frau, die uns allen bekannt vorkommt, die ‚ganz normal‘ ist und dann doch mit ihrem Lachen, ihren Reaktionen, ihrem Schweigen, ihrer Präsenz überrascht. Man fragt sich, wie sie das macht? Vor allem der feine, zärtliche Humor, den sie spürbar macht und die Liebesgeschichte, die sie erzählt, berühren. Sie schafft es, in einer hässlichen Location, mit unbarmherzig hartem Licht, in eiskalter Atmosphäre zu flirten!“, konstatierte die Jury 2009.

Das Publikum darf sich zudem darauf freuen, Birgit Minichmayr in Graz erneut auch auf der großen Kinoleinwand zu begegnen. Im Programm der Diagonale’19 ist sie in einem Lang- sowie einem Kurzspielfilm zu sehen. So verkörpert sie in Emily Atefs mehrfach prämiertem Film 3 Tage in Quiberon (DE/AT/FR 2018) die beste Freundin von Romy Schneider – für die exzellente Darbietung in einer Nebenrolle erhielt Minichmayr den Deutschen Filmpreis. Im Wettbewerb der Diagonale’19 kommt zudem der Kurzfilm Die Sünderinnen vom Höllfall (AT 2018) von Veronika Franz und Severin Fiala zur Aufführung. Schon im Rahmen vergangener Festivalausgaben begeisterte Minichmayr die Zuschauer/innen. Im Vorjahr etwa im packend-verworrenen Liebesdrama TIERE (CH/AT/PL 2017) von Greg Zglinski. Oder aber an der Seite von Johannes Krisch in Elisabeth Scharangs JACK (AT 2015), den die Diagonale’16 zeigte. Der deutschen Fassung von Michael Glawoggers und Monika Willis UNTITLED (AT 2017), Eröffnungsfilm der Diagonale’17, lieh sie zudem ihre unverkennbare Stimme und begleitete das Publikum auf einer poetischen Reise durch den Balkan, Italien, Nordwest- und Westafrika.

Schauspieljury 2019:
Ute Baumhackl (Ressortleiterin Kultur & Medien, Kleine Zeitung)
Veronika Franz (Regisseurin)
Christian Konrad (Ressortleiter Film, ORF)
Johanna Orsini-Rosenberg (Schauspielerin, Preisträgerin Diagonale-Schauspielpreis Ensemble 2018)
Simon Schwarz (Schauspieler, Vertretung VdFS)

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