FILMFEST MÜNCHEN 2015: DAS PROGRAMM & CINEMERIT AWARD FÜR RUPERT EVERETT

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FILMFEST MÜNCHEN 2015: DAS PROGRAMM & CINEMERIT AWARD FÜR RUPERT EVERETT


Als roter Faden zieht sich in diesem Jahr das Thema Grenzüberschreitungen durch das Programm des 33. FILMFEST MÜNCHEN (25. Juni bis 4. Juli 2015).

Ob geographisch-politisch, persönlich oder formal-ästhetisch: Beschränkungen werden durchbrochen, neues Terrain betreten. Das Filmfest erweitert Horizonte und zeigt Produktionen aus filmisch bislang wenig bekannten Regionen. Darunter „God Loves the Fighter“ (Spotlight), Trinidads Antwort auf „City of God“, der vom harten Leben in den Problemvierteln der Hafenmetropole Port-of-Spain erzählt. Aus Jordanien kommt „Theeb“ (CineVision), ein bildgewaltiges Wüsten-Epos, und aus Vietnam „The Inseminator“ (International Independents), in dem eine junge Filmemacherin jahrhundertealte gesellschaftliche Tabus bricht – ihr Film wurde deshalb in ihrer Heimat verboten.

Grenzerfahrungen macht auch Viggo Mortensen als Held des Eröffnungsfilms „Den Menschen so fern“ (CineMasters). Er spielt hier einen zwischen den Kulturen wandelnden französischstämmigen Lehrer in Algerien zur Zeit des Bürgerkriegs in den frühen 1950er Jahren. „Mediterranea“ (International Independents) greift ein brandaktuelles Thema auf und erzählt die Geschichte afrikanischer Flüchtlinge, die die lebensgefährliche Reise über das Mittelmeer wagen, getrieben von der Hoffnung auf ein bessere Leben in Europa.

Für die lustvolle Überschreitung ästhetischer Grenzen sind die Arthouse-Regisseure zuständig. Sie bedienen sich gekonnt der Stilelemente aus dem Genrekino, was etwa bei „Slow West“ aus Großbritannien (CineVision), „The Taking of Tiger Mountain“ (3D) aus China (Spotlight) oder den deutschen Produktionen „Der Nachtmahr“ und „Boy 7“ (Neues Deutsches Kino) demonstriert wird.

„Wir präsentieren eines der besten Line-Ups der letzten Jahre“, sagt Festivalleiterin Diana Iljine. „Viele der gezeigten Filme spiegeln eine globale Gesellschaft im Umbruch wieder, in der sich die Grenzen auf allen Ebenen spürbar verschieben. Im Kino rücken diese Grenzgänge besonders eindrucksvoll in den Fokus.“

Auf zu neuen Ufern

Zu den Filmregionen, die darauf warten, entdeckt zu werden, gehört auch die Karibik. Dank der erschwinglichen digitalen Technik gelingt es immer mehr jungen unabhängigen Filmemachern, ihre Geschichten zu erzählen. Dadurch entstehen so interessante Filme wie „La obra del siglo“ (International Independents), der seine Geschichte semidokumentarisch in der Ciudad Electro Nuclear erzählt, einer im Rohbau stehengebliebenen Kernkraftwerksstadt, die einst Vorzeigeprojekt der Kubanischen Revolution war. Aus der Dominikanischen Republik kommt „Dólares de arena“ (Spotlight), eine Liebesgeschichte zwischen einer jungen Einheimischen und einer älteren Europäerin, gespielt von Geraldine Chaplin.

Brennende Themen

Am Puls der Zeit sind auch die zahlreichen Filme aus dem arabischen Raum, die zeigen, was nach den politischen und sozialen Umwälzungen vom Arabischen Frühling übriggeblieben ist. Heiß diskutiert wird bereits über „Much Loved“ (International Independents), der ungewöhnlich offen von vier jungen Prostituierten in Marrakesch erzählt – und dafür in Marokko auf den Index kam. Ein ganz anderes Bild der jungen Araber, als wir es aus den Medien kennen, zeichnet auch „Yallah! Underground“ (International Independents), ein Dokumentarfilm über die Subkultur in den arabischen Ländern.

Überhaupt sind Dokumentarfilme auf dem diesjährigen Filmfest prominent vertreten. Nicht wenige widmen sich politisch brisanten Themen. So porträtiert der oscarprämierte Regisseur Alex Gibney in „Going Clear: Scientology and the Prison of Belief“ (Spotlight) die Praktiken der Scientology-Sekte. „Mollath – Und plötzlich bist du verrückt“ (Neues Deutsches Kino) rollt den Justizskandal um den in die Psychiatrie abgeschobenen Gustl Mollath auf, während sich „The Great Invisible“ (International Independents) mit der Katastrophe der explodierten Ölbohrinsel Deepwater Horizon beschäftigt und „How to Change the World“ (Spotlight) Bob Hunter ein filmisches Denkmal setzt, dem Vorreiter und Mitbegründer von Greenpeace.

Komödien mit Starbesetzung

Das Filmfest kann in diesem Jahr mit einer ungewöhnlich große Anzahl von Komödien aufwarten: Vom herrlich durchgeknallten „Men & Chicken“ (Spotlight) mit Mads Mikkelsen und Nikolaj Lie Kaas bis zur schon in Sundance stürmisch gefeierten afro-amerikanischen Teen Comedy „Dope“ (Spotlight) reicht das Spektrum. Auch zwei große New Yorker Komödien-Spezialisten sind mit ihren starbesetzten neuen Filmen dabei: Peter Bogdanovich mit der Screwball-Comedy „Broadway Therapy“ (Spotlight) und Noah Baumbach mit der Beziehungs-Tragikomödie „Gefühlt Mitte Zwanzig“ (Spotlight).

Die Wettbewerbsreihen

Das FILMFEST MÜNCHEN präsentiert auch in diesem Jahr seine beiden internationalen Wettbewerbsreihen: Elf Filmemacher gehen mit ihren ersten oder zweiten Filmen ins Rennen um den CineVision Award (12.000 Euro), der von Wild Bunch Germany gestiftet wird. Bei denCineMasters wiederum konkurrieren die zehn besten internationalen Filme des Festivaljahrgangs um den ARRI/OSRAM Award (50.000 Euro). Diesmal sind u.a. Miguel Gomes, Abel Ferrara, Joachim Trier, Arnaud Desplechin und Kiyhoshi Kurosawa mit ihren neuen Filmen dabei. Komplettiert wird das internationale Festivalprogramm von den Reihen Spotlight und International Independents.

Ehrengäste & Besondere Premieren

Das Filmfest zeichnet in diesem Jahr gleich zwei herausragende Filmschaffende mit seinem Ehrenpreis, dem CineMerit Award, aus und widmet Rupert Everett und Jean-Jacques Annaud je eine Hommage. Der Jahrhundertkünstler Andy Warhol – auch er ein Grenzgänger par excellence – wird in der großen, gemeinsam mit dem Museum Brandhorst veranstalteten Hommage Yes!Yes!Yes! Warholmania in Munich gefeiert.

Die Retrospektive des Filmfests ehrt den US-Regisseur Alexander Payne. In der Sektion Lights! Camera! Action! werden neben neuen Dokumentarfilmen über Filmemacher und übers Filmemachen auch der frisch restaurierte Director’s Cut einer „Tatort“-Folge des legendären Hollywood-Regisseurs Sam Fuller gezeigt sowie ein Special zum 30. Todestag des Filmfest-Initiators Joe Hembus. Das Open Air Kino dreht sich in diesem Jahr um das Thema Swing.

Zum Abschluss des Festivals wird „Das Märchen der Märchen“ von Matteo Garone gezeigt, die fantasievolle Adaption dreier Märchen des neapolitanischen Autors Giambattista Basile mit Salma Hayek, Vincent Cassel und John C. Reilly.

Das FILMFEST MÜNCHEN präsentiert an zehn Tagen insgesamt 179 aktuelle Filme aus 54 Ländern, die alle als Deutschlandpremiere laufen, 39 davon feiern hier ihre Weltpremiere und acht weitere ihre internationale bzw. europäische Premiere.

150625_FFM_everettCineMerit Award für Rupert Everett
2015 würdigt das FILMFEST MÜNCHEN erneut einen Schauspielstar mit dem Ehrenpreis des Festivals!

„Mit Rupert Everett zeichnen wir einen vielseitig talentierten und interessierten Künstler aus“, so Festivalleiterin Diana Iljine. „Als Schauspieler ist er im Kino, anspruchsvollen TV-Produktionen und auf der Bühne zu Hause. Zudem ist er Autor, Sänger und bereitet seine erste Regiearbeit vor. Wir freuen uns sehr, ihn in München begrüßen zu dürfen.“

Mit dem CineMerit Award ehrt das FILMFEST MÜNCHEN seit 1997 herausragende Persönlichkeiten des internationalen Filmschaffens für ihre Verdienste um die Filmkunst. Nach Sir Michael Caine erhält mit Rupert Everett erneut ein großer britischer Schauspieler diese Auszeichnung. Ein weiterer CineMerit geht 2015 an den französischen Regisseur Jean-Jacques Annaud.

Rupert Everett wurde 1959 in Norfolk, Großbritannien geboren. Seine Karriere begann auf den Theaterbühnen Großbritanniens. 1982 spielte er an der Seite von Kenneth Brannagh in der West-End-Produktion „Another Country“ einen homosexuellen Schüler im England der 1930er Jahre. 1984 verhalf ihm die Verfilmung des Julian-Mitchell-Stücks, dieses Mal neben Colin Firth, zum internationalen Durchbruch.

Weitere Rollen in Filmen des New British Cinema folgten, und sehr bald galt er als Spezialist für Parts in aufwändigen Literaturverfilmungen und anspruchsvollen Komödien. In Paul Schraders „Der Trost von Fremden“ („The Comfort of Strangers“, 1989) war er neben Christopher Walken und Natasha Richardson in der männlichen Hauptrolle zu sehen. Er brillierte in Filmen wie „Shakespeare in Love“ (1998) an der Seite von Gwyneth Paltrow, Joseph Fiennes und Judy Dench oder in „Ein Sommernachtstraum“ („A Midsummer Night’s Dream“, 1999) mit Michelle Pfeiffer und Kevin Kline. Everetts besondere Vorliebe für den irisch-britischen Dichter und Dramatiker Oscar Wilde führte zu Hauptrollen in „Ein perfekter Ehemann“ („An Ideal Husband“, 1999) mit Cate Blanchett und Julianne Moore sowie in „Ernst sein ist alles“ („The Importance of Being Earnest“, 2002) mit Colin Firth, Reese Witherspoon und Judy Dench.

Ein weltweites Publikum eroberte Everett mit der Hollywood-Komödie „Die Hochzeit meines besten Freundes“ („My Best Friend’s Wedding“, 1997). Darin spielte und sang er mit Dionne Warwicks Hit I Say a Little Prayer seine Kollegen Julia Roberts, Dermot Mulroney und Cameron Diaz an die Wand. Für die Rolle des charmanten, geistreichen und witzigen George erntete er viel Kritikerlob und wurde das erste Mal für den Golden Globe nominiert.

Everett drehte mit Regiegrößen wie Robert Altman, Julian Fellowes, Michael Radford und Francesco Rosi, und mit Stars wie Julie Andrews, Ornella Muti, Bob Dylan, Helen Mirren, Joan Collins, Faye Dunaway, Madonna, Kathy Bates, Catherine Deneuve, Claire Danes und Sharon Stone. Er übernahm Rollen in den britischen Kinoerfolgen „Der Sternwanderer“ („Stardust“, 2007), „Die Girls von St. Trinian“ (2007, 2009), „Wild Target“ (2010) und „In guten Händen“ („Hysteria“, 2011). In der Mini-Serie „Parade’s End – Der letzte Gentleman“ (2012) von Tom Stoppard spielte er an der Seite von Benedict Cumberbatch und in Karl Lagerfelds Kurzfilm „The Return“ mit Geraldine Chaplin.

Everett ist auch an anderen Künsten interessiert. Er ist bekannt als Stimme von Prince Charming in „Shrek“, sang schon Duette mit Madonna und Robbie Williams, schrieb Bestseller und Drehbücher, und veröffentlichte zahlreiche Artikel. Zudem engagiert er sich politisch, u.a. für die Rechte von Homosexuellen.

Auf dem Filmfest präsentiert Everett seinen neuen Film „A Royal Night – Ein königliches Vergnügen“ in dem er mit George VI., den Vater von Elisabeth II, nach „To Kill a King“ (2003) und „Stage Beauty“ (2004), erneut in die Rolle eines englischen Königs schlüpft. Der Film von Julian Jarrold erzählt die Geschichte einer abenteuerlichen Nacht auf den Londoner Straßen 1945. Als man überall auf der Welt das Ende des Zweiten Weltkriegs feiert, ergreifen die Prinzessinnen Elizabeth (Sarah Gadon) und Margaret (Bel Powely) ihre Chance, dem Buckingham Palace für eine Nacht zu entfliehen.

Derzeit bereitet Rupert Everett seine erste Regiearbeit vor, einen Film über die letzten Jahre von Oscar Wilde. Für „The Happy Prince“ mit Colin Firth, Emily Watson und Tom Wilkinson schrieb er auch das Drehbuch. Ein Teil der Dreharbeiten wird in Bayern stattfinden.

Rupert Everett wird den CineMerit Award 2015 am 1. Juli im Rahmen der deutschen Gala-Premiere von „A Royal Night – Ein königliches Vergnügen“ persönlich entgegennehmen. Das Filmfest präsentiert zu seinen Ehren zudem eine Auswahl seiner Filme. Beim kostenfreien Festival-Talk Filmmakers Live stellt sich Everett im Vorfeld der Gala den Fragen von Filmfans und Journalisten. Tickets für die Veranstaltungen gibt es ab 15. Juni online oder ab 26. Juni an den Festival-Kassen.

In der Hommage werden folgende Filme gezeigt:

Another Country
von Marek Kanievska. UK 1984
mit Rupert Everett, Colin Firth, Michael Jenn, Robert Addie, Rupert Wainwright

Der Trost von Fremden (THE COMFORT OF STRANGERS)
von Paul Schrader. Italien, UK, USA 1989
mit Christopher Walken, Rupert Everett, Natasha Richardson, Helen Mirren, Manfredi Aliquo

Ernst sein ist alles (THE IMPORTANCE OF BEING EARNEST)
von Oliver Parker. UK, USA 2002
mit Rupert Everett, Colin Firth, Reese Witherspoon, Judi Dench, Frances O’Connor

Die Hochzeit meines besten Freundes (MY BEST FRIEND’S WEDDING)
von P.J. Hogan. USA 1997
mit Julia Roberts, Dermot Mulroney, Cameron Diaz, Rupert Everett, Philip Bosco

A Royal Night – Ein königliches Vergnügen (A ROYAL NIGHT OUT)
von Julian Jarrold. UK 2015
mit Sarah Gadon, Emily Watson, Rupert Everett, Bel Powley, Jack Reynor

Das komplette Programm des FILMFEST MÜNCHEN finden Sie ab sofort online unter filmfest-muenchen.de. Der Vorverkauf im WebShop startet am 15. Juni.

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