PREISTRÄGER/INNEN DES 29. OLDENBURG FILMFESTIVALS 2022

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PREISTRÄGER/INNEN DES 29. OLDENBURG FILMFESTIVALS 2022


Fünf Tage war die internationale Welt des Independent Kinos zu Gast beim 29. Internationalen Filmest Oldenburg.

Die 29. Ausgabe des Filmfests Oldenburg begann in jeder Hinsicht strahlend. Am Mittwoch eröffnete das Festival mit dem deutschen Beitrag »The Ordinaries«, von Sophie Linnenbaum, in der Kongresshalle der Weser-Ems-Hallen. Selten schafft es ein Film, Imagination, Originalität, Witz und Intelligenz so spielerisch zu vereinen, wie es Sophie Linnenbaum in ihrer zweiten Regiearbeit gelingt.

Auf dem Red Carpet sorgten zahlreiche Stargäste und hunderte Fans für einen euphorischen Auftakt.

Nicht Blockbuster- und Mainstreamproduktionen, sondern ambitionierte und risikofreudige Independentfilme machten das als »deutsches Sundance« gepriesene Internationale Filmfest Oldenburg auch in diesem Jahr wieder zu einem kreativen und lebendigen Ort für alle anwesenden Filmschaffenden.

Mit überdurchschnittlich vielen Welt-, Internationalen sowie Deutschen Premieren, darunter »Subject 101« von Tom Bewilogua aus Deutschland, »We Don’t Dance for Nothing« von Stefanos Tai aus Hongkong, »Linoleum« von Colin West aus den USA oder »The City« von Katsuki Kuroyanagi aus Japan entpuppte sich das Festival einmal mehr als eine der wichtigsten Plattformen für die internationale Independent Cinema Szene. Seit 29 Jahren bietet das Filmfest Oldenburg sowohl renommierten Filmemachern als auch dem Publikum die Möglichkeit, den Indie-Spirit junger Regisseure zu entdecken.

Die diesjährige Retrospektive galt Peter Hyams und John Hyams. Peter Hyams, der auf eine 40 Jahre währende Karriere in Hollywood zurückblicken kann, ist bei seinen Filmen oft nicht nur Regisseur, sondern zugleich auch Drehbuchautor und Kameramann. Wie Peter ist auch John Hyams ein »Auteur« im klassischen Sinne. Ein Filmemacher, der sich das Material, mit dem er arbeitet, aneignet und so die oft eng gestreckten Genregrenzen auf bemerkenswerte Weise verschiebt.

In einem weltweiten Livestream wurde ein Gespräch zur Retrospektive mit den Ehrengästen Peter (live aus Los Angeles) und John Hyams, live beim Filmfest Oldenburg gezeigt. 

Mit der Tribute wurde eine Frau geehrt, die vor 50 Jahren durch eine unwiderstehliche Mischung aus Unbekümmertheit und Erotik in den Filmen von Harry Kümel oder Ulrich Schamoni zur Ikone der sexuellen Revolution wurde: Andrea Rau.

Die Ehrungen fanden im Rahmen des Konzerts »Bernard Herrmann: Klassiker der Filmmusik« des Jugendsinfonieorchester Siam Sinfonietta unter der Leitung von Maestro Somtow Sucharitkul in der Lambertikirche statt. Ein prominent besetztes Panel zum Zustand der deutschen Filmkritik mit Rüdiger Suchsland, RP Kahl und Prof. Dr. Marcus Stiglegger fand große Beachtung.

Während die Zuschauerzahl um etwa 20 % auf insgesamt 9.000 Zuschauer in den Festivalkinos, der Kongresshalle der Weser-Ems-Hallen, der Lambertikirche und dem Oldenburgischen Staatstheater stieg, ist ein im Verhältnis vergleichbarer Rückgang der Zuschauer bei den Digitalscreenings zu beobachten gewesen. Diese Tendenz ist ein weiterer Beleg dafür, dass das Publikum sich nach real stattfindender Kultur sehnt und das Festival nicht durch digitale Angebote ersetzbar ist.  

Ein vielfältiges und künstlerisch lebendiges Festival ging am Sonntag mit der Closing Night Gala im Staatstheater Oldenburg, dem Abschlussfilm »Paradise Highway« von Anna Gutto und der Bekanntgabe der Preisträger feierlich zu Ende.

Die Kurzfilmjury, bestehend aus der laotischen Filmemacherin Mattie DoMirna Campanella, italienische Historikerin und Museumsfachfrau und dem britischen Filmemacher Simon Rumley, vergab den German Independence Award für den Besten Kurzfilm an »Jockstrap Jesus« von Samuel Bereuther.

Begründung der Kurzfilmjury:

»Der Gewinner des Kurzfilmwettbewerbs ist ein Film über die Psychologie der Liebe, die Selbstwahrnehmung und den Selbstwert. Eine spannungsgeladene Geschichte über den Wunsch, gebraucht zu werden, koste es, was es wolle. Samuel Bereuthers »Jockstrap Jesus« ist ein deutsches Beziehungsdrama im Gewand eines Thrillers oder vielleicht eher ein Thriller im Gewand eines Beziehungsdramas, welches eine Intensität besitzt, die den Zuschauer von Anfang bis Ende fesselt und die wahren Absichten der Figuren in Frage stellt.«

Eine lobende Erwähnung sprach die Jury für »The Sound of Dreaming« von Kalani Gacon aus:

»Ein nepalesisches Werk des australischen Regisseurs Kalani Gacon, das die Zuschauer dazu einlädt, den Klang oder die Stille in den Träumen, die verinnerlichten Ängste und die unvermuteten Wünsche zu hinterfragen. Eine Geschichte, die neue Formen von Familien, Versuche der persönlichen Erlösung und des Widerstands oder der politischen Kämpfe schildert, die zu uns über die sehr zerbrechliche Welt sprechen, in der wir leben. Darüber, dass die Realität, selbst wenn wir die Chance haben, unsere Träume zu verwirklichen, uns nur selten erlaubt, sie zu ergreifen.«

German Independence Award – Bester Film »The Black Guelph« von John Connors
(Foto © Filmfest Oldenburg)

Der Seymour Cassel Award für die besten Darsteller ging in diesem Jahr an Cyndie Lundy für die Hauptrolle in »Parsley« sowie an Graham Earley in »The Black Guelph«.

Das Advisory Board ehrte zudem den Film »Aberrance« von Baatar Batsukh mit dem Audacity Award.

Der Spirit of Cinema Award wurde an den Film »Brothers« (OT: Bratya) von Darkhan Tulegenov verliehen.
Eine lobende Erwähnung gab es für den Film »Our Father, The Devil« von Ellie Foumbi.

Der Hauptpreis, der German Independence Award für den besten Film in der Independent-Reihe des Filmfests, ging an »The Black Guelph« von John Connors.

Zu den Gästen des diesjährigen Festivals gehörten neben John Hyams (Retrospektive) und Andrea Rau (Tribute) unter anderem auch Deborah Kara Unger, RP KahlMark Polish, Harry KümelDenise M´Baye und Martin Umbach (»The Ordinaries«) Anna Gutto (»Paradise Highway«), John Connors und Graham Earley (»The Black Guelph«), Douglas Buck und Buddy Giovinazzo.

DIE PREISE IM ÜBERBLICK

German Independence Award – Bester Film
The Black Guelph

Seymour Cassel Award
Beste Darstellerin: Cyndie Lundy
Bester Darsteller: Graham Earley

Seymour Cassel Award für Cyndie Lundy in »Parsley« und Graham Earley in »The Black Guelph«
(Foto © Filmfest Oldenburg)

Spirit of Cinema Award
Brothers

Lobende Erwähnung
Our Father, The Devil

Audacity Award
»Aberrance« von Baatar Batsukh

German Independence Award – Bester Kurzfilm:
»Jockstrap Jesus« von Samuel Bereuther

Lobende Erwähnung
»The Sound of Dreaming« von Kalani Gacon

Der 29. Jahrgang des Internationalen Filmfests Oldenburg war ein rauschendes Filmfest und ein voller Erfolg.

filmfest-oldenburg.de

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