Viennale-Direktorin Eva Sangiorgi präsentierte beim traditionellen Sommerpressegespräch einen ersten Ausblick auf die 63. Ausgabe des Festivals.
Neben ersten Features aus dem Hauptprogramm wurden auch drei Monografien eine Kinematografie und die Retrospektive vorgestellt. Eine erste Zusammenstellung einiger Filmtitel sowie die sorgsam gewählten historischen Programme sollen die Vorfreude auf den Kino-Herbst schüren.
Das vollständige Programm der V’25 wird am 7. Oktober um 20 Uhr online veröffentlicht.
Affeksjonsverdi / Joachim Trier / Norwegen 2025 / 135 min
Alpha / Julia Ducournau / Frankreich 2025 / 128 min
Blue Moon / Richard Linklater / USA, Irland 2025 / 100 min
Dracula / Radu Jude / Rumänien, Österreich, Luxemburg, Brasilien 2025 / 170 min
In die Sonne schauen / Mascha Schilinski / Deutschland 2025 / 149 min
Kontinental ’25 / Radu Jude / Rumänien 2025 / 109 min
La petite dernière / Hafsia Herzi / Frankreich, Deutschland 2025 / 108 min
Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes / Edgar Reitz / Deutschland 2025 / 102 min
Magalhães / Lav Diaz / Portugal 2025 / 156 min
Miroirs No. 3 / Christian Petzold / Deutschland 2025 / 86 min
Mother’s Baby / Johanna Moder / Österreich 2025 / 108 min
The Chronology of Water / Kristen Stewart / Frankreich, Lettland, USA 2025 / 128 min
The Mastermind / Kelly Reichardt / USA, Irland 2025 / 110 min
Nouvelle Vague / Richard Linklater / Frankreich 2025
Un simple accident / Jafar Panahi / Iran, Frankreich, Luxemburg 2025 / 105 min
Sorry, Baby / Eva Victor / USA, Spanien, Frankreich 2025 / 103 min
White Snail / Elsa Kremser, Levin Peter / Österreich, Deutschland 2025 / 115 min
Das diesjährige Sujet der Viennale ist ebenso faszinierend wie verstörend.
Sein Motiv entstammt einer französischen Ausgabe des „Physiologus“ aus dem 13. Jahrhundert und zeigt einen Fuchs, der sich totstellt, um einen Vogel anzulocken; beide sind einander prospektiv Beute. Hier bleibt unklar, wer eigentlich Angreifer und wer Opfer ist. Die Rollen verschwimmen – und genau darin liegt der Reiz. Aus der Begegnung kann sich das Verhältnis wandeln.
Jean Epstein (1897–1953) war ein französischer Filmemacher, Kritiker und Theoretiker, dessen Werk eine Brücke zwischen avantgardistischen Experimenten und poetischem Realismus schlug. Er wurde in Warschau als Sohn eines polnisch-jüdischen Vaters und einer französischen Mutter geboren, wuchs in der Schweiz und in Frankreich auf und studierte Medizin, bevor er sich Anfang der 1920er-Jahre dem Kino verschrieb.
Epstein, der oft mit der französischen Impressionistenbewegung assoziiert wird, entwickelte einen äußerst lyrischen Stil, in dem er visuelle Innovation mit philosophischer Reflexion und subjektive Wahrnehmung mit komplexer rhythmischer Schnitttechnik verband. Sein extrem vielfältiges filmisches Œuvre ist heute vielleicht am besten bekannt für eine Reihe von Arbeiten (sowohl Kurz- als auch Langfilme, im Dokumentar- wie im Spielfilmgenre), die seine lebenslange Faszination für die raue, zerklüftete Schönheit der Landschaften, Meereslandschaften und Menschen der Bretagne widerspiegeln, darunter echte Meisterwerke wie FINIS TERRAE (1929), MOR’VRAN (1930) oder LE TEMPESTAIRE (1947), während sein Film LA CHUTE DE LA MAISON USHER (1928) bis heute die ergreifendste und poetischste Adaption der gleichnamigen Erzählung von Edgar Allan Poe bleibt. In seinen theoretischen Schriften, insbesondere zum Konzept der „Photogénie“, argumentierte Epstein, dass das Kino verborgene Aspekte der Realität offenbaren könne.
Vor genau zwanzig Jahren veranstaltete das Österreichische Filmmuseum seine erste Jean-Epstein-Retrospektive und veröffentlichte zu diesem Anlass ein Buch mit seinen Schriften. Dank Konservierungsarbeiten in den letzten zwei Jahrzehnten sind jedoch einige weitere Filme zugänglich geworden, was zu unserer aktuellen Hommage an diesen Giganten der filmischen Moderne geführt hat. Unser Anliegen ist es, Werke von Jean Epstein in den besten erhaltenen und verfügbaren Vorführformaten zu präsentieren. Zehn 35-mm-Kopien, die alle noch in gutem Zustand sind, werden durch dreizehn DCPs ergänzt, allesamt jüngste Digitalisierungen und Restaurierungen, die vorwiegend von der Cinémathèque française vorgenommen wurden, aber auch von der Fondation Jérôme Seydoux – Pathé, Gaumont und der Cinémathèque de Bretagne. Zu allen Stummfilmen gibt es Live-Musikbegleitungen von Elaine Brennan, Meg Morley, Maud Nelissen, Billy Roisz, Ingrid Schmoliner und Alexander Kranabetter.
Ein Programm von Viennale und Österreichischem Filmmuseum.
X