DEAF HAVANA MIT NEUER SINGLE „CAR CRASH“ & KÜNDIGEN ALBUM AN

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DEAF HAVANA MIT NEUER SINGLE „CAR CRASH“ & KÜNDIGEN ALBUM AN


Sich selbst anzunehmen – das ist vielleicht eine der härtesten, beängstigendsten und gleichzeitig transformierendsten Aufgaben, die dieses Leben für uns bereithält. Sich selbst wirklich zu sehen – mit allem, was dazugehört: die Stärken und Schwächen, Triumphe und Niederlagen, Lektionen und Fehltritte – all das in einem einzigen, klaren Licht zu betrachten und diese Klarheit zu nutzen, um vorwärtszugehen, größer zu denken, mehr zu wagen… das verlangt eine Menge Arbeit. Aber wenn sich die Teile plötzlich fügen, fragt man sich: Warum zur Hölle habe ich diesen Schritt nicht schon früher gewagt?

James Veck-Gilodi hat sich dieser Herausforderung fast über die gesamte Karriere von Deaf Havana hinweg gestellt. Doch erst jetzt – mit dem Entstehungsprozess des siebten Albums We’re Never Getting Out“ (VÖ: 3. Oktober 2025) – beginnt für ihn alles einen Sinn zu ergeben. Die Erkenntnis: Er hat Jahre zwischen den Extremen des Lebens gependelt – und an keinem Ende wirklich Zufriedenheit oder Glück gefunden.

Es fühlte sich an, als hätte jeder einzelne Schritt auf dem Weg der Band – von Top-10-Alben über ausverkaufte Touren, Totalzusammenbrüche und ständige Neustarts – nicht ihm selbst gegolten, sondern immer jemand anderem gefallen sollen. Ein endloser Kampf mit Erwartungen – in seiner Brust wie auf dem Plattenteller – der irgendwann eskalieren musste.

„Ich wollte mich immer verändern„, sagt er. „Aber ich habe nie wirklich Verantwortung für meine Fehler übernommen, geschweige denn sie akzeptiert. Stattdessen habe ich mich selbst bestraft, mich gehasst und am Ende einfach eine Rolle gespielt, die nichts mit mir zu tun hatte. Erst als ich aufgehört habe, mich komplett neu erfinden zu wollen, und angefangen habe, das Beste aus allen Phasen meines Lebens zu nehmen und wirklich zu integrieren – da hat sich was verändert. Vielleicht liegt’s am Alter oder an meiner inneren Haltung, aber ich akzeptiere mich jetzt. Und ich glaube, ich weiß endlich, wie ich ein guter Mensch für mich selbst sein kann.“

Mit der neuen Single Car Crash legt James dann noch einen drauf – emotional, roh, bittersüß.„Das ist für mich ein ziemlich trauriger Song… wer hätte das gedacht“, grinst er bitter. „Ich hab ihn noch während meiner letzten Beziehung geschrieben, aber ich wusste da schon, dass es dem Ende zugeht. Ich war voller widersprüchlicher Gefühle und wusste nicht, wie ich damit umgehen soll, ohne jemanden zu verletzen. Es geht um dieses Gefühl, wenn man merkt, dass der Zauber weg ist – oder sich vielleicht eingestehen muss, dass er nie da war. Ich hoffe, dass der Song Menschen erreicht, die in einer ähnlichen Situation sind. Und ihnen zeigt: Es gibt einen Weg da raus. Manchmal ist das Ende auch ein Anfang – so schwer das auch sein mag.“ Car Crash“ folgt auf die Singles „Lawn Tennis“ und „Hurts To Be Lonely“, die bereits veröffentlicht wurden. 

Bis zum Sommer 2023 fühlte sich James so, als würde er erneut schlafwandelnd in die nächste Runde dieses ewigen Kreislaufs stolpern. Doch in den folgenden zwölf Monaten traf er zwei Entscheidungen, die alles veränderten – und den Grundstein für We’re Never Getting Out legten. Der erste Schritt: ein kompletter Neustart. Er warf eine Sammlung an Songs über Bord, an der er und sein Bruder Matt Veck-Gilodi (Gitarre) bereits intensiv gearbeitet hatten. Lieder, die ihn stark an das 2022er-Album The Present Is A Foreign Land erinnerte – aber emotional völlig kaltließen.

Der zweite, ungleich persönlichere Schnitt kam im Sommer 2024: James beendete seine Ehe. Eine Beziehung, in der er sich schon lange nicht mehr glücklich fühlte – was er sich selbst jedoch nur zögerlich eingestand. Zu groß war die Angst vor dem, was danach kommen würde: Einsamkeit, Unsicherheit, das große Unbekannte„Ich habe erkannt, dass ich mein Leben selbst steuern kann“, sagt er heute. „Ich hatte so lange Angst vor dem, was auf der anderen Seite wartet, dass ich lieber in dem Elend blieb, das ich kannte. Aber diese Schritte zu gehen, hat mir gezeigt, dass ich Dinge tun kann, die mir langfristig guttun. Dinge für mich. Nicht, um irgendeinem alten Muster zu entsprechen.“

Und doch – so sehr diese Erkenntnisse ein persönlicher Befreiungsschlag waren – die Songs aufWe’re Never Getting Outsind durchzogen von einer tiefen, schmerzlichen Traurigkeit. Jede Angst, jeder Rückschlag, jeder emotionale Zusammenbruch – die Erkenntnis, dass das Leben, das man sich aufgebaut hat, langsam in sich zusammenfällt – all das hat James in grellen Farben auf dieses Album gebrannt. Es ist schwer, es ist herzzerreißend, es ist schonungslos ehrlich.

Aber zum Glück war er nicht allein. George Glew, bekannt aus der UK-Pop-Szene (u. a. Keir, Hanniou, Scout), war zur richtigen Zeit am richtigen Ort – in James‘ Gästezimmer, um genau zu sein. Zwischen Wohnungswechseln abgestiegen, entwickelte sich aus bruchstückhaften Tagebucheinträgen ein kreatives Ping-Pong zwischen den beiden. James, der bisher noch nie mit jemandem gemeinsam Songs geschrieben hatte, fand plötzlich Entlastung – und damit eine ganz neue kreative Freiheit. Endlich hörte er auf, sich ständig zu wiederholen, und fing an, das zu schreiben, was er eigentlich schon seit fünfzehn Jahren wollte. Ein Lichtstrahl in einer verdammt dunklen Zeit.

Und was da im Gästezimmer entstand, hat dem Sound von Deaf Havana eine völlig neue Tiefe verliehen. Die emotionale Direktheit britischer Rockmusik bleibt erhalten – sie ist Teil der DNA der Band. Aber da ist jetzt mehr: moderne Pop-Sensibilität, experimentelle Strukturen, ein Sound, der gleichzeitig vertraut und frisch klingt. Stell dir vor: Bruce Springsteens Herzblut, Weezers ungeschönte Offenheit und Bon Ivers intime Klanglandschaften – vereint in einem bunten, bittersüßen Mosaik. Dazu kommen musikalische Hochkaräter wie Ross MacDonald (The 1975) am Bass und Freddie Sheed (u. a. Lewis Capaldi, Take That) am Schlagzeug. „Ich hätte mich früher nicht mal getraut, sie zu fragen“, gesteht James. „Ich dachte, warum sollten sie mit mir arbeiten wollen?“

Aber genau das ist der Punkt: Deaf Havana klingen endlich so, wie sie es schon immer sollten: mutig, mehrdimensional, eingängig, aber niemals seicht. Und trotzdem: Die Aufnahmen selbst waren für James die Hölle. Von Sessions im Gästezimmer bis hin zum Otterhead Studio in Rugby (November 2024) – der emotionale Druck, der Kater nach den großen Entscheidungen, all das lastete schwer auf ihm.„Es war das einzige Album, dessen Entstehung ich wirklich gehasst habe“, gibt er offen zu. Aber vielleicht war auch das notwendig. Vielleicht ist das der Preis für echte Veränderung.

Heute hat James etwas gefunden, was früher unerreichbar schien: Balance. „We’re Never Getting Out“ ist nicht nur ein Albumtitel, es ist ein Statement. Eine Erinnerung daran, dass wir unsere Vergangenheit nicht abschütteln können, egal ob wir sie als Erfolg oder als Scheitern wahrnehmen. Die Narben bleiben. Die Geschichten bleiben. Aber was wir daraus machen, liegt bei uns. Und Deaf Havana? Die haben sich nicht nur neu erfunden – sie sind kraftvoller, echter und relevanter als je zuvor. Sie verstecken sich nicht mehr hinter dem Was hätte sein können, sondern machen genau das, was sich richtig anfühlt. Und das spürt man mit jeder Note.

Ich bin jetzt wirklich aufgeregt und nicht mehr panisch, sagt James mit einem echten Lächeln. „Früher hatte ich Angst vor der Bühne, vor Touren, vor Album-Releases. Ich wusste nie, was ich da eigentlich tat. Aber jetzt – jetzt habe ich das Gefühl, ich weiß ganz genau, worum es geht. Ich kann mich selbst vertreten, ich weiß, dass ich alles in dieses Album gesteckt habe. Ich bin verdammt stolz auf diese Songs. Das ist das beste Deaf-Havana-Album – und das Beste, was ich je geschrieben habe. Es fühlt sich an wie ein echter Neuanfang.“

Deaf Havana live in Deutschland

23.01. Köln – Luxor
24.01. Hamburg – Headcrash
25.01. Berlin – Lido
27.01. München – Strom
28.01. Wiesbaden – Schlachthof

deafhavana.com

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