Vom 13. bis 19. November stellen Filmstudierende aus der ganzen Welt ihre neuesten Kurzfilme vor, gemäß dem diesjährigen Motto „Some Like It Short“. Es wartet ein vielfältiges Programm auf das Publikum. Neben den politisch und gesellschaftlich aktuellen Filmen, die sich mit neuen Perspektiven zur Flüchtlingsdebatte, mit Liebe im digitalen Zeitalter und persönlichen Sinnkrisen auseinandersetzen, sind auch schräge Komödien und spannende formale Filmexperimente im Programm vertreten. „Ich finde es beachtlich, wie ernsthaft die Filmhochschüler an gesellschaftspolitische Themen herangehen „, sagt Festivalleiterin Diana Iljine. „Toll, wie sie die Stärken der kleinen Form nutzen.“
Isolation steht im Zentrum vieler Filme auf dem 36. FILMSCHOOLFEST MUNICH. Doch kann diese Isolation ganz unterschiedliche Formen annehmen: Die Dokumentarfilme „Cinderella“ aus Russland und „Searching for Wives“ aus Singapur hinterfragen mal traurig, mal komisch, wie schwierig es heute geworden ist, einen Partner zu finden. Um Beziehungsunfähigkeit und die Suche nach dem perfekten Partner geht es auch in dem niederländischen Dokumentarfilm „My Silicone Love“. Everard liebt seine lebensgroßen Puppen, aber auch er sehnt sich manchmal nach echten Frauen. Andere Filme hingegen porträtieren Menschen, die sich in der Isolation ganz wohl fühlen, bis äußere Einflüsse diesen Schutzraum zerstören, so beispielsweise der Schweizer Dokumentarfilm „Julian“. Im Spielfilmexperiment „[Out of Fra]me“ hingegen purzelt der Protagonist Paul aus dem Bild. Er lebt also in der formalen, unsichtbaren Isolation. Das erzählt nicht nur der Film, sondern auch die Kadrage der Bilder. Man sieht Füße, leere Räume, andere Menschen, aber nie Paul.
Drei Filme werfen einen neuen Blick auf die Flüchtlingsdebatte: Flucht 2.0. Hier geraten die Gutmenschen in Panik. Im Zentrum die Frage: Wie geht Europa mit dem Thema Flüchtlinge um? Allerdings nicht in Form eines Dokumentarfilms, sondern als Spielfilm. So stehen in der deutschen Produktion „Passenger“ zwei junge Studenten vor der Frage, ob sie einen vermeintlichen Flüchtling mit über die Grenze nehmen sollen. In ihrem Alltag sehen sie sich nun mit moralischen Fragen konfrontiert. Da ist die Situation in „Mayday Relay“ schon weniger alltäglich: Hier erhalten ein Vater und seine Tochter auf hoher See einen Notruf von einem Flüchtlingsboot.
Etwas leichter und spaßiger gehen die jungen Filmemacher und Filmemacherinnen mit der digitalen Welt um. Im Dokumentarfilm „Blessings“ kommunizieren finnische Teenagergirls eigentlich lieber über ihre Smartphones, bis es um ein Bildungspolitikreferat geht, dann debattieren sie auch face-to-face. Der Schweizer Dokumentarfilm „Digital Immigrants“ beschäftigt sich dagegen mit digitalen Einwanderern, die sich im Alter an die neuen Kommunikationsformen wagen. Ein wenig düsterer wird der Blick dann doch, beispielsweise in einem der Eröffnungsfilme des 36. FILMSCHOOLFEST MUNICH, dem Studenten-Oscar-Gewinner „Invention of Trust“. Der Film porträtiert die Macht des Netzes, wenn das Individuum die Kontrolle über das eigene Leben verliert und gegen eine Datenkrake ankämpft, die sein Leben zu zerstören droht.
Natürlich dürfen auf einem Filmhochschulfestival die Coming-of-Age-Filme nicht fehlen. Doch sind sie in diesem Jahr sehr besonders. Mit Sexualität, Körperlichkeit, Intimität gehen besonders die Nachwuchsregisseurinnen tabulos und spielerisch um: In dem Animationsfilm „Pussy“ macht sich eine Muschi plötzlich selbstständig, in der israelischen Komödie „Mushkie“ rächt sich die Protagonistin an ihrem Exliebhaber mit einer sehr persönlichen Quiche und in dem australischen Film „Woof!“ verbünden sich die Mädels gegen die Jungs, nachdem eine von ihnen auf einer Party bloßgestellt wurde.
Am Ende geht es natürlich auch immer um Preise: 53.500 Euro gibt es zu gewinnen, dank langjähriger und neuer Preisstifter. So wird dieses Jahr zum ersten Mal ein Publikumspreis, gestiftet vom Freundeskreis FILMFEST MÜNCHEN, sowie ein Animationspreis, gestiftet von zweiB, verliehen. Ebenfalls zum ersten Mal vergeben wird der Preis „Female Filmmakers for a better future Award“. Ein passender Zufall: Knapp die Hälfte der diesjährigen Filme im Programm des FILMSCHOOLFEST MUNICH sind von Filmemacherinnen. Damit ist der Preis auch ein Beitrag zur Genderdebatte, die die Filmindustrie zur Zeit intensiv führt.
Neben dem Filmprogramm lädt das 36. FILMSCHOOLFEST MUNICH erstmals zu den FILMSCHOOL LECTURES in das rote Kino der HFF München: Am 15.11. präsentiert sich unter dem Titel „Celebrating 30 Years of La Fémis“ die französische Filmschule La Fémis. Am 16.11. erhalten bei „Writers Rock!“ angehende Drehbuchautoren Tipps. Am 17.11. untersucht dann Prof. Henning Patzner in „Now! Fast! For Free!“, wie soziale Medien, Werbung und Online-Pornos die Menschen vom Gang ins Kino abhalten.
Die Eröffnung des 36. FILMSCHOOLFEST MUNICH am 13. November findet in der Hochschule für Fernsehen und Film München statt. Anschließend werden die Festivalfilme von 14. bis 19. November im Filmmuseum München, St. Jakobs-Platz 1, gezeigt. Erwartet werden als Gäste rund 60 junge Filmemacher und Filmemacherinnen aus aller Welt. Das komplette Festivalprogramm finden Sie ab dem 24.10. online unter filmschoolfest-munich.de. Ein ausführliches Programmheft liegt ab dem 2.11. der aktuellen In München bei.
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